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Nr. 1 / April 2021

Mobil arbeiten, gesund bleiben mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement.

junger Mann sitzt am Schreibtisch Quelle: Lumina Images – Panthermedia

Auch in den Mitgliedsunternehmen der UK Nord – öffentliche Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen – sind diese Entwicklungen allgegenwärtig. Durch die Covid-19-Pandemie ist zudem die Anzahl der Beschäftigten in häuslicher Arbeit stark angestiegen.

Die Studie: Mobile Arbeit und Gesundheit

Der technologische Fortschritt führt zu einem komplexen, dynamischen Wandel von Arbeit – mit gesundheitlichen Folgen. Die in immer kürzeren Abständen auftretenden Veränderungsprozesse erfordern mehr denn je ein interdisziplinäres Präventionshandeln. Darauf weisen Ergebnisse einer aktuellen Studie zu mobiler Arbeit des Instituts für Arbeitsmedizin der Universität Lübeck hin, die im Auftrag der UK Nord durchgeführt wurde.

In den Jahren 2019 und 2020 wurde eine multimethodische Längsschnittstudie in einem Unternehmen mit knapp 280 Beschäftigen der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Ziel war die Untersuchung gesundheitlicher Effekte der mobilen Arbeit und Folgerungen für Dienstvereinbarungen sowie für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), auch im Rahmen der Covid-19-Pandemie.

Mehr Freiheit, weniger Kontakte

Die qualitativen Ergebnisse mit 182 Interviewpartnerinnen und -partnern (29 Fokusgruppen und 6 Einzelinterviews) weisen vorrangig Ressourcen und Handlungsbedarfe im Bereich psychischer Belastungen und Beanspruchungen auf, besonders zur Arbeitsorganisation und zum sozialen Miteinander. So wird die mit der häuslichen Arbeit verbundene Flexibilität als vorteilhaft erlebt, die sehr zur Lebensqualität der Befragten beiträgt. Zugleich erfordert dies ein deutlich höheres Selbstmanagement („Ich arbeite viel freier und kann vieles selbst einteilen“). Dagegen wird der verminderte soziale Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen während der häuslichen Arbeit überwiegend als nachteilig bewertet. Das soziale Miteinander stellt zugleich eine große Ressource des Unternehmens dar, die es zu wahren gilt. „Also am Anfang, da hatte ich Sorgen, den anderen zu stören, wenn ich den jetzt anrufe ...“ [...]. „Ich glaube, das sind so kulturelle Fragen, also Homeoffice-Kultur [...].“ Zudem deuten die Ergebnisse an, dass mit dem systematischen Fördern einer wertschätzenden Kommunikations- und Vertrauenskultur Stresserleben reduziert werden kann. „Ich mache mir selber Druck, immer erreichbar sein zu müssen. Sonst denkt mein Chef noch, dass ich auf der Couch rumliege.“

Rolle des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Die identifizierten Belastungen und Beanspruchungen adressieren verschiedene Handlungsfelder, woraus sich ein vernetztes Handeln aller mit Sicherheit und Gesundheit betrauten betrieblichen Akteure (vgl. Abb. 1) ableitet. Maßnahmen können mithilfe eines Gesundheitsmanagements strategisch und bedarfsgerecht umgesetzt werden. Die Beteiligung der Beschäftigten, etwa über Befragungen, erhöht zudem die Akzeptanz und den Erfolg eines BGMs im Unternehmen.

Maßnahmen unter dem Dach einees Betrieblichen Gesundheitsmanagements können sein:

  • Betriebliche Gesundheitsförderung: Schulungen zur Pausengestaltung und Selbstorganisation
  • Organisationsentwicklung: Organisationsmaßnahmen/dienstliche Regelungen für Erreichbarkeit und Kontaktgestaltung
  • Personalentwicklung: Führungskräfte-Trainings für "gesundheitsgerechtes Führen auf Distanz"
  • Arbeitsschutz: Unterweisungen für Ergonomie am häuslichen Arbeitsplatz
  • Betriebsärztlicher Dienst: Vorsorgeangebote und Angebote für Beschäftigte mit körperlichen und/oder psychischen Beschwerden

Maßnahmen unter dem Dach des BGM

Die Ergebnisse belegen die thematische Schnittmenge zwischen Arbeitsschutz, Personal- und Organisationentwicklung wie auch dem individuellen Gesundheitshandeln. Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement kann hier einen wichtigen Beitrag für gesunde und sichere Arbeitsbedingungen leisten.

Marlies Jöllenbeck, Universität Lübeck, Olivia Maloku, Unfallkasse Nord
 

Ihre Fragen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement beantwortet Olivia Maloku, olivia.maloku@uk-nord.de

Gesund bleiben im Wandel der Arbeitswelt. Einführung und Umsetzung der mobilen Arbeit in Unternehmen oder www.uk-nord.de, Webcode D02572

Qualitätskriterien im Präventionsfeld "Gesundheit im Betrieb" der gesetzlichen Unfallversicherung und der DGUV (2014)

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