Zwei Fälle aus dem täglichen Arbeitsleben: Eine Mitarbeiterin aus der Verwaltung geht die Treppe hinunter und benutzt dabei ihr Smartphone. Sie stolpert und fällt. Ein Mitarbeiter des Bauhofs steigt auf die oberste Sprosse der Anlegeleiter, um Baumpflegearbeiten durchzuführen. Dabei stürzt er von der Leiter.
Riskantes Verhalten spielt bei vielen Arbeitsunfällen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wissenschaftliche Studien kommen seit Jahrzehnten zu ähnlichen Ergebnissen: Die überwiegende Zahl der untersuchten Arbeitsunfälle (nämlich je nach Studie 76–94 Prozent) wurde durch riskantes Arbeitsverhalten ausgelöst. Im Umkehrschluss könnten die meisten Arbeitsunfälle durch sicheres Arbeitsverhalten vermieden werden. Hier setzt das Präventionskonzept „Behavior Based Safety“ an.
ABC-Modell der Verhaltensanalyse
Menschen passen ihr Verhalten flexibel an die jeweilige Umgebung an. Dabei lösen vorausgehende Bedingungen ein bestimmtes Verhalten aus. Die Konsequenzen dieses Verhaltens entscheiden darüber, ob es beibehalten wird. Verhalten ist also ein Resultat der Einflüsse aus der jeweiligen Lebens- oder Arbeitsumwelt.
Das ABC-Modell beschreibt, wie sicheres Arbeitsverhalten zeitnah mit positiven und vorhersehbaren Konsequenzen gefördert werden kann. Es liegt BBS zugrunde.
In der Praxis bringt BBS vielfach ein Umdenken mit sich: Weg von der Suche nach Fehlverhalten und Sanktionierung, hin zur Wahrnehmung und Förderung sicheren Arbeitsverhaltens sowie zu positiven, unmittelbaren und sicher eintretenden Konsequenzen.
BBS-Konzepte beziehen die Beschäftigten aktiv in den Arbeitsschutzprozess ein und motivieren sie, aus eigener Überzeugung sichere Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln. Mitarbeitende werden nicht als Risikofaktor betrachtet, sondern als kompetente Akteure, denen auf Augenhöhe wertschätzende Rückmeldung zu ihrem Arbeitsverhalten gegeben wird.
Kurz gesagt, sollen die Beschäftigten mit BBS dabei „erwischt“ werden, wie sie sicher arbeiten – damit genau dieses Verhalten positiv verstärkt werden kann. Auf diese Art wird jede und jeder Einzelne angeregt, sichere Gewohnheiten zu entwickeln und damit einen entscheidenden Beitrag zur Unfallvermeidung zu leisten.
Autoren: Dorothee Giffey, BGM konkret e.K., Hamburg, und Edgar Nacken-von Rudzinski, Dipl.-Psychologe (AO), Bad Kissingen