Selbstmotivation
Die Arbeits- und Organisationspsychologin Kimjana Curtaz gibt Antworten. Die Expertin ist Referentin für psychische Gesundheit bei der Arbeit in der Abteilung Prävention und Arbeitsschutz der Unfallkasse Nord.
Frau Curtaz, die Waschmaschine muss geleert werden und kurz darauf kommen die Kinder aus der Schule. Bei der Arbeit am heimischen Schreibtisch lauern jede Menge Ablenkungen und Unterbrechungen. Wie gehe ich am besten damit um?
Eine realistische und strenge Planung des Arbeitstages im Homeoffice ist wichtig. Es kann helfen, eine To-do-Liste für den Tag anzulegen. Und jeweils am Ende des Tages hakt man ab oder plant, woran weiterzuarbeiten ist. Dabei ist es egal, in welcher Form es diese Liste gibt: Ob als digitales Tool oder als geschriebener Zettel, der neben der Tastatur liegt. Hauptsache, es klappt mit der Selbstorganisation und -reflexion. Obwohl man körperlich zu Hause ist, heißt das nicht, dass man privat verfügbar ist. Die Zeit, die man konzentriert arbeiten muss, sollte man innerhalb der Familie gut kommunizieren.
Die fehlende örtliche Trennung, flexiblere Arbeitszeiten oder auch ständige Erreichbarkeit: Die Grenzen von Beruflichem und Privaten sind fließender geworden. Was kann ich tun, um Beruf und Privatleben weiterhin auseinanderhalten zu können?
Trotz zeitlicher Flexibilität: Es braucht feste Arbeitszeiten, die man beispielweise im Outlookkalender einträgt. Und zum Feierabend hilft es, das Diensthandy und den PC auszuschalten. Gerade wegen der fehlenden örtlichen Trennung sollte man sich einen festen Arbeitsplatz einrichten – am besten mit ergonomisch verstellbarem Schreibtisch und Sitzmöbel. Die sind inzwischen immer kleiner und günstiger zu haben. Das komplette Verschwimmen der Grenzen von Beruf und Freizeit kann sonst zu Stress führen.
Was macht ständige Überlastung und Stress mit dem Körper und wie kann ich das verhindern?
Das ist wie mit einem Akku. Wenn er leer ist, bringt er keine Leistung mehr. Das muss man sich vor Augen führen. Wir brauchen nach einer Zeit der Anstrengung dringend eine Phase der Erholung. Das kann ziemlich unterschiedlich gestaltet werden. Passiv – sich also einfach Ruhe zu gönnen. Oder aktiv, was für viele Menschen zum Beispiel Bewegung in der Natur bedeutet, etwa eine Runde durch den Park gehen. Zeit, runterzufahren, sollte man immer einplanen.
Das sind Dinge, die ich als Beschäftigter tun kann. Wie kann der Arbeitgeber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen?
Er kann nicht nur, sondern er muss unterstützen, denn die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers besteht auch bei der Arbeit von zu Hause. Insofern muss das Thema Gesundheit der Beschäftigten immer mitgedacht werden. Helfen können zum Beispiel Kurse zur Gesundheitskompetenz oder Fortbildungen zum Selbstmanagement. Und bei regelmäßigem Arbeiten von zu Hause aus sollte ein Mindestmaß an ergonomischen Arbeitsmitteln wie Arbeitstisch, Stuhl oder auch ein ausreichend großer Bildschirm vom Arbeitgeber gestellt werden.
Adrienne Kömmler, freie Journalistin, Berlin