Ernährung im Homeoffice
Frau Schulze-Lohmann, der Weg zum eigenen Kühlschrank ist vom heimischen Schreibtisch aus nicht weit. Mit dem Homeoffice fallen die Arbeitswege weg. Und in der kalten, dunklen Jahreszeit ist man weniger draußen unterwegs. Inwieweit beeinflusst das unseren Energiebedarf?
Ganz klar: Der Kalorienverbrauch fällt deutlich geringer aus ̶ gerade wenn man sonst Fahrrad fährt, zum Bus läuft oder zu Fuß in den Dienst geht. Dazu kommt, dass im Homeoffice der Kühlschrank in direkter Nähe dazu verleitet, etwas zwischendurch zu futtern. Für den Stoffwechsel sind jedoch Pausen, in denen keine Nahrung aufgenommen wird, ungeheuer wichtig. Erst wenn der Insulinspiegel mal runtergeht, findet eine effektive Fettverbrennung statt.
Sie sprechen damit feste Pausenzeiten an. Ist der Snack zwischendurch passé?
Nein, gar nicht. Aber der Snack sollte eben nicht zwischendurch, sondern in der Pause eingenommen werden ̶ in Ruhe und an einem anderen Platz als dem Schreibtisch. Ideal als Pausensnack sind nicht Kekse oder Schokoriegel, sondern Gemüse und Obst. Hier hat das Homeoffice den ganz großen Vorteil, dass man sich wirklich schnell und ganz frisch etwas zubereiten kann. Auch ein paar Nüsse sind „für zwischendurch“ zu empfehlen. Aber hier gilt: vorher abfüllen, denn ist die Tüte erst leer, war die Kalorienzufuhr immens.
Wer stellt sich schon bei straffem Arbeitspensum selbst an den Herd und kocht sich sein Mittagessen? Also dann doch mal Fastfood oder Fertiggerichte? Was halten Sie davon?
Hier heißt das Zauberwort MealPrep, also das gesunde Vorkochen, damit eben nicht Fertiggerichte auf den Tisch kommen. Das heißt beispielsweise, am Wochenende frisch einzukaufen und vorzuköcheln, sodass zum Wochenbeginn fertiges Essen da ist. Am besten noch einen Teil einfrieren. Kurz zum Stichwort Ballaststoffe: Gerade im Homeoffice wird durch die fehlende Bewegung auch der Darm träger. Ballaststoffe sind somit doppelt wichtig und haben ja ohnehin für einen gesunden Stoffwechsel eine große Bedeutung.
Wie sieht es mit Flüssigkeiten aus? Welche Mengen und was sollte man während der Arbeit im Homeoffice trinken?
Damit das Blut flüssig und der Kopf klar bleibt, ist eine ausreichende Trinkmenge extrem wichtig. Anderthalb Liter sind die Tagesempfehlung. Kaffee darf dazugezählt werden. Gut, wenn im Homeoffice immer Wasser am Schreibtisch steht. Getränke mit Zucker belasten nicht nur den Stoffwechsel, sondern ziehen mit jedem Schluck auch die Zähne in Mitleidenschaft. Lieber gesund trinken und essen. Nur Mut! Es gibt im Internet eine Fülle toller Meal-Prepping-Ideen.
Tipp: Einfach „meal prep“ oder „Essen vorkochen“ in die Suchmaschine eingeben und aus der Vielzahl der Websites, Rezepte, Buchtipps das Passende für den eigenen Geschmack und die bevorzugte Ernährungsweise auswählen.
Adrienne Kömmler, freie Journalistin, Berlin
*Dr. Petra Schulze-Lohmann arbeitet bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e. V. und leitet die deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Schleswig-Holstein.