Direkt zum Inhalt der Seite springen
Zurück zur Übersichtsseite
Geschätzte Lesezeit:
Nr. 4 / August 2024

Bei Cannabis sind betriebliche Regelungen Pflicht

Bodo Haßler berät Firmen zum Thema Suchtmittelkonsum am Arbeitsplatz. Immer stärker ist seine Expertise beim Umgang mit Cannabis im Büro gefragt. Etwa bei der Frage: Dürfen Beschäftigte bei der Arbeit Cannabis rauchen? Im Interview gibt er Antworten.
Eine Hand hält ein Cannabisblatt. yellowj – stock.adobe.com

In­ter­view

UK Nord: Dürfen Beschäftigte bei der Arbeit Cannabis konsumieren?

Bodo Haßler:

Sie dürfen es, wenn es keine Regelungen gibt. Deswegen kann ich nur dringend empfehlen, dass eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebs- oder Personalrat abgeschlossen wird. Diese sollte enthalten, dass Cannabis auf dem Betriebsgelände nicht konsumiert und nicht auf dieses gebracht werden darf. Hintergrund sind die Unfallverhütungsvorschriften in Zusammenhang mit psychotropen Substanzen. Wer diese einnimmt, gefährdet seine Gesundheit und durch sein Verhalten die Gesundheit seiner Mitmenschen.

 

UK Nord: Wie wirkt sich Cannabiskonsum auf die Arbeitsleistung aus?

Bodo Haßler:

Die Auswirkungen sind abhängig von der Häufigkeit, der Intensität und dem Zeitpunkt des Konsums. Wird nur ab und zu, aber kurz vor dem Arbeitsbeginn konsumiert, können vorrangig Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Ein Dauerkonsum kann zu schweren Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit und zu vermindertem Antrieb führen

 

Über den In­ter­view-Part­ner

Bodo Haßler ist Inhaber des Beratungsunternehmens HASSLER CONSILIUM, das Unternehmen und Verwaltungen zum Thema Suchtmittelkonsum und psychische Auffälligkeiten am Arbeitsplatz berät. Der Diplompädagoge und Sozialtherapeut leitete ambulante und teilstationäre Suchthilfeeinrichtungen in Schleswig-Holstein sowie die Fachstelle für Arbeitsfähigkeit „Kompass“.

UK Nord: Wie können Arbeitgebende sicherstellen, dass im Unternehmen kein Cannabis konsumiert wird?

Bodo Haßler:

Absolut notwendig ist es, dass der jeweilige Betrieb eine Regelung beschließt, nach der der Konsum psychotroper Substanzen wie Alkohol und Cannabis untersagt ist. Formalrechtlich können in Unternehmen etwaige Beeinträchtigungen des Verhaltens nur durch Beobachtung festgestellt werden. Maßnahmen für eine Objektivierung sind hier nicht möglich. Anders ist es in Betrieben wie der Flugsicherheit, dort dürfen Mitarbeitende aufgefordert werden, einen Drogentest zu machen.

Wenn Führungskräfte auffälliges Verhalten registrieren und dieses in Verbindung mit dem Konsum von Cannabis bringen, dann sollten sie in einem ersten Schritt die entsprechende Person sensibel darauf ansprechen. Dementiert die Person den Konsum, kann die Führungskraft ihr anbieten, einen Test zum Gegenbeweis zu machen. Beim Thema Alkohol verfügen mehr und mehr Firmen über Atemalkoholgeräte, bei Cannabis gibt es entsprechende Speicheltests; diese sind allerdings in kaum einem Betrieb vorhanden.

 

UK Nord: Was raten Sie Mitarbeitenden, wenn sie vermuten, dass jemand aus dem Kollegenkreis unter Cannabiseinfluss arbeitet?

Bodo Haßler:

Ich würde immer dafür werben, dass bei Verhaltensauffälligkeiten ein persönliches Gespräch gesucht wird. Man sollte in diesem Gespräch seine Sorge deutlich machen, dass man beim anderen Unterschiede im Verhalten im Vergleich zu früher festgestellt hat. Fällt die Reaktion negativ aus, dann wäre eine Information an die Führungskraft angebracht. 

In jedem Fall sollten Betriebe das Cannabisthema proaktiv ansprechen und darüber aufklären. Absolut erforderlich ist die Existenz von Stufenplänen für ein System von niedrigschwelliger bis hochschwelliger Intervention. Erfreulicherweise verfügen inzwischen viele Unternehmen über entsprechende Stufenpläne.

 

Interview: Martin Scheele, freier Journalist

Weitere interessante Themen

  • Ein Bauarbeiter mit Schutzhelm, Sonnenbrille und Nackentuch trinkt Wasser in der Pause.
    sicher & gesund arbeiten

    Schutz vor weißem Hautkrebs durch UV-Strahlung

    Licht und Wärme an sonnigen Tagen sind angenehm. Doch es gibt eine Kehrseite des Sonnenlichtes. Schleichende Hautschäden, die zu einer Krebserkrankung führen können, zeigen sich als Folge. Im Interview erklärt Prof. Dr. med. Christoph Skudlik vom BG Klinikum Hamburg, was UV-Strahlung so gefährlich macht und wie Arbeitgebende ihre Beschäftigten schützen müssen.

  • Ein Mann erklärt in einer Werkstatt zwei Frauen eine Maschine.
    sicher & gesund arbeiten

    Besichtigungen: Mit Röntgenblick gegen Gefahrenquellen

    Defizite beim betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz? Das kann teuer werden! Also: lieber vorbeugen. Bei Besichtigungen berät die Unfallkasse Nord ihre Mitgliedsunternehmen, wie sie Unfallgefahren ausschließen oder weitestmöglich reduzieren.

  • Ein Bauarbeiter trägt auf seinem Arm einen Smiley aus Sonnencreme auf.
    sicher & gesund arbeiten

    Videos: Gefährliche Sonneneinstrahlung bannen

    Viele Erwerbstätige arbeiten im Freien. Damit sind sie als "Outdoorworker" auch im Beruf der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Die Mediathek www.arbeitsschutzfilm.de hat aus aktuellem Anlass ihre Filme zum Thema Hitze- und Sonnenschutz gebündelt.

  • Drei Schüler üben die Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Puppe.
    sicher & gesund arbeiten

    Achtung, fertig, Druckverband!

    Als Erste am Unfallort leisten Schulsanitätsteams bei Schulunfällen einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Rettungskette. Beim 15. Wettbewerb Hamburger Schulsanitätsdienste zeigten Teams aus 22 Schulen, was sie in Sachen „Erste Hilfe“ draufhaben.

  • Kleines Mädchen mit blauem Rucksack auf einem Fußweg in der Stadt.
    sicher & gesund arbeiten

    Kinder unterwegs, bitte achtsam fahren

    Neu­es Mal- und Ba­s­tel­heft für den si­che­ren Weg zur Ki­ta: Nach den Sommerferien sind die Schul- und Kitakinder wieder unterwegs. Unser Heft "Kita-Kids unterwegs" regt Kitakinder an, sich auf vielfältige Weise mit ihrem Weg zur Kita zu beschäftigen. Unser Appell an alle Verkehrsteilnehmenden: Achten Sie bitte auf unsere jüngsten Verkehrsteilnehmenden.

  • Junge Frau ruft durch ein Megafon.
    kurz & knackig

    Unsere Fundstücke für Ihre Sicherheit

    In dieser Ausgabe von kurz & knackig: Fach­tag Psy­chi­sche Er­kran­kun­gen und An­ti-Ge­walt­kam­pag­ne im Ge­sund­heits­di­enst.

  • Verwaltung, Frau sitzt an einem Tisch und arbeitet mit Tablet
    sicher & gesund arbeiten

    Stellenangebote UK Nord

    Kommen Sie an Bord und stechen Sie gemeinsam mit der UK Nord in See. Wir kümmern uns nicht nur um die Sicherheit und Gesundheit unserer Versicherten, sondern legen großen Wert auf das Wohlbefinden und die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter:innen.

  • Junge Frau vor einem Laptop, auf dem Bildschirm steht E-Learning
    sicher & gesund arbeiten

    Onlineseminare neu im Programm

    Entdecken Sie jetzt unser stetig wachsendes Online-Schulungsangebot zu Themen rund um gesunde und sichere Arbeit.

  • arbeit & gesundheit Vorschaubild mit vielen kleinen Illustrationen von Arbeitern in einem Logistikzentrum
    sicher & gesund arbeiten

    arbeit & gesundheit

    Das Magazin für Sicherheitsbeauftragte arbeit & gesundheit richtet sich an Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen und Organisationen.

  • top eins Vorschaubild mit vielen kleinen illustrierten Bürosituationen (Bildschirmarbeit, Meeting)
    sicher & gesund arbeiten

    top eins

    Das Magazin für Führungskräfte topeins bietet Vorgesetzten im öffentlichen Dienst Informationen und Tipps für den Arbeitsalltag.