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Nr. 4 / August 2024

Besichtigungen: Mit Röntgenblick gegen Gefahrenquellen

Defizite beim betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz? Das kann teuer werden! Also: lieber vorbeugen. Bei Besichtigungen berät die Unfallkasse Nord ihre Mitgliedsunternehmen, wie sie Unfallgefahren ausschließen oder weitestmöglich reduzieren.

Ein Mann erklärt in einer Werkstatt zwei Frauen eine Maschine. Quelle: Wolfgang Bellwinkel, DGUV

Die Un­fall­kas­se Nord kommt

Heute ist die UK Nord bei einem kommunalen Entsorgungsbetrieb in Schleswig-Holstein vor Ort, der Rundgang mit der UK-Aufsichtsperson konzentriert sich auf Schwerpunktfragen:

Wie ist der Einstieg in den Schacht? Gibt es irgendwo bauliche Stolperfallen, ungeeignete Arbeitsmittel oder fehlende Schutzausrüstungen? Sind Notausgänge gekennzeichnet und überall ungehindert erreichbar? Wie sieht es mit dem regelmäßigen Prüfen aller elektrischen Betriebsmittel aus? 

Das Ergebnis der Besichtigung ist positiv und offenbart keine Gefährdungen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz und betriebsärztlicher Dienst arbeiten eng zusammen. So wie bei diesem Beispiel klappt es aber nicht überall.

Ge­fah­ren­qu­el­len aus­schal­ten

Bei so manchem Vor-Ort-Termin findet die Unfallkasse Sicherheitslücken: Wie sind die Arbeitsabläufe und wo lauern gesundheitliche Gefahren? 

Das steht im Vordergrund, wenn die UK Nord Betriebe des öffentlichen Dienstes in Hamburg und Schleswig-Holstein besucht. Ob in Kitas, Schulen, auf Bauhöfen, in Stadtverwaltungsbüros, beim Hafen- und Küstenschutz sowie auch bei der Stadtreinigung oder beim Flughafen – Aufsichtspersonen der UK Nord sind unterwegs, um Gefahrenquellen auszuschalten. 

Sind gesundheitsgefährdende Mängel vorhanden, werden mit dem Betrieb Lösungen besprochen, um innerhalb einer gesetzten Frist bestehende Gefährdungen zu beseitigen.

In­ter­view

UK Nord: Frau Awe-Gieseler, wie erfolgt die Auswahl der Betriebe, die Sie besichtigen, und wie erleben Sie diese Termine? 

Ines Awe-Gieseler:

Die Besichtigungen verlaufen jedes Mal anders. Oftmals sehen Beschäftigte oder auch die Betriebsleitung vor Ort die Gefährdungen nicht mehr. Es herrscht manchmal wirklich Betriebsblindheit – so nach dem Motto: Es ist ja über Jahre immer gut gegangen. Nur irgendwann passiert dann leider doch etwas. Wir wollen das im Vorfeld verhindern und versuchen jeweils Betriebe oder Unternehmensbereiche alle paar Jahre zu besichtigen − je nach Größe zwei Stunden oder auch einen halben Tag. Wir sind natürlich vor Ort, wenn ungewöhnliche Arten oder eine verstärkte Anzahl an Unfällen auftreten, um zu schauen, woran es gelegen hat. Und bei betrieblichem Neu- oder Umbau überzeugen wir uns, ob alle arbeitsschutztechnischen Vorgaben und Regeln berücksichtigt wurden. 


Logo UK Nord

Über die Interview-Partnerin

Ines Awe-Gieseler leitet das Sachgebiet Unternehmen und Behörden in der Abteilung Prävention und Arbeitsschutz der UK Nord. Sie ist eine von zehn Aufsichtspersonen in ihrem Sachgebiet – mit inzwischen 27 Jahren Erfahrung. Im Interview schildert sie, wie sich Unternehmen bestmöglich auf eine Besichtigung durch die UK Nord vorbereiten. 


UK Nord: Haben denn Gefährdungen in den letzten Jahren zugenommen? Und welche Mängel tauchen besonders oft auf? 

Ines Awe-Gieseler:

Jeder Betrieb hat seine Eigenheiten. In Verwaltungsgebäuden werden gern mal Notausgänge verstellt. Oder es gibt Mängel in Werkstätten, bei Arbeitsmitteln oder beispielsweise beim Lagern von Gefahrstoffen. Grundsätzlich werden jedoch technische Mängel eindeutig weniger. Einerseits wird die Technik immer besser, andererseits gibt es immer umfangreichere Regelungen – auch im Rahmen der EU. Häufig stellen wir verhaltensbedingte Mängel fest, die durch ungünstige Arbeitsabläufe oder durch zeitliche Überlastung bedingt sind. Fachkräftemangel oder generelle Personalnot führen dazu, dass der Arbeitsaufwand für die Einzelnen angestiegen ist. Immer schnell, schnell – das ist nicht gerade im Sinne von Arbeitssicherheit.

 

UK Nord: Was passiert im Fall von Mängeln? Bedeutet das für den Betrieb Kosten für die Beseitigung?

Ines Awe-Gieseler:

Es kommt auf den Mangel an. Manchmal reicht das Umstellen des Arbeitsablaufes. Wenn allerdings Gefahr im Verzug ist, können wir Bereiche bis zur Mangel- oder Gefährdungsbeseitigung sogar stilllegen. Das ist zum Glück sehr selten. Wir beraten auch gern, wenn das Finden einer Lösung schwierig ist. Klar kann sicherheitstechnisches Umgestalten erst mal Geld kosten, aber in der Regel helfen wir den Unternehmen sogar, Kosten zu sparen. Denn im Ergebnis kommt es beim Personal zu weniger Ausfalltagen. Das ist das gemeinsame Ziel. 

Check­lis­te

Was hilft vorbereitend?

  • Das Bereitstellen von Unterlagen wie Ordner zur Gefährdungsbeurteilung und zu Unterweisungen
  • Prüfungsnachweise für Maschinen oder Werkzeuge
  • Planung des zeitlichen Rahmens sowie der terminlichen Taktung Teilnehmender
     

Ihr Kon­takt

Fragen? Die UK Nord ist erreichbar unter:

Kiel: 0431/ 6407-0,
Hamburg:  040 / 27153-231

 

Adrienne Kömmler, freie Journalistin

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