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Nr. 5 / November 2025

Unfällen auf den Grund gehen

Arbeitsunfälle passieren, doch sind die Ursachen bekannt, lassen sie sich oft vermeiden. Aus Unfallursachen müssen Maßnahmen abgeleitet werden, um potenzielle Gefahren für Beschäftigte auszuschließen oder bestmöglich zu reduzieren. Darum geht es bei den Unfalluntersuchungen der Unfallkasse (UK) Nord, bei denen die zuständigen Aufsichtspersonen den Unternehmen eng zur Seite stehen.
Zwei Beschäftigte der Stadtreinigung Hamburg in orangefarbener Sicherheitskleidung schieben Schnee. Stadtreinigung Hamburg

Ob Zeitdruck, Personalmangel, Unaufmerksamkeit oder einfach Unvorsichtigkeit – es gibt unterschiedliche Gründe für Unfälle während der Arbeitszeit. „Dabei unterscheiden wir schwere, mittlere und leichte Unfälle“, erklärt Hartmut Nitz. Der Diplom-Ingenieur arbeitet als Aufsichtsperson nach § 18 SGB VII, Systemischer Coach und Auditor für Arbeitsschutzmanagementsysteme bei der Abteilung Prävention und Arbeitsschutz der UK Nord. Er ist für große kommunale Hamburger Betriebe zuständig – darunter die Stadtreinigung, der Airport, die Hamburg Port Authority (HPA), die HPA-Flotte oder auch die Stadtentwässerung.

Si­cher­heits­lü­cken sch­lie­ßen

Hartmut Nitz: „Tödliche Unfälle sind in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Sie passieren selten, doch meistens bei dienstlichen Fahrten im Straßenverkehr, so dass eher wenig Prävention möglich ist.“ Jedoch gebe es auch täglich eine stattliche Anzahl an Unfällen bei praktischen Arbeiten, die zu mehr als drei Tagen Arbeitsausfall führen. Die UK Nord erfährt über die Unfallanzeige davon. Im Rahmen der Auswertung würden Präventionsmaßnahmen abgeleitet. „Wir haben das Ziel, mitzuhelfen, damit Unfälle gar nicht erst passieren oder sich nicht wiederholen“, betont Hartmut Nitz. Sind Gefährdungsbeurteilungen richtig erstellt? Existieren Betriebsanweisungen und werden systematische Unterweisungen durchgeführt? Erfolgt eine regelmäßige Überprüfung von Fahrzeugen und weiteren Betriebsmitteln? Fragen, die gemeinsam mit dem jeweiligen betrieblichen Arbeitsschutzmanagement im Fokus stehen, um Gefahrenquellen oder Sicherheitslücken aufzudecken und zu schließen. 

Mathias Günther leitet seit drei Jahren das Gesundheitsmanagement bei der Stadtreinigung Hamburg. Vorher sammelte er bereits als Leiter der Arbeitssicherheit bei der Reederei Hamburg Süd Erfahrungen zu Unfallthemen.

Herr Günther, worin liegen die Besonderheiten bei der Stadtreinigung Hamburg und was bedeutet das für Ihre Unfallstatistik?

Die Stadtreinigung ist sehr komplex. Wir haben im Konzern nicht nur Müllsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen, sondern auch das Gebrauchtwarenkaufhaus Stilbruch, drei Müllverwertungsanlagen, Containerdienste, mehrere kleine sowie zwei große Werkstätten und einiges mehr. Die meisten Unfälle passieren außerhalb des Betriebsgeländes. Da gibt es einerseits häufige Verletzungen beispielsweise an oder durch Bordsteinkanten sowie durch nasses, rutschiges Laub verursachte Stürze. Andererseits passieren Unfälle im Straßenverkehr. Gerade Verkehrsunfälle bereiten uns Sorgen. Denn nicht nur die Fahrer:innen von Pkws, sondern auch von Fahrrädern und E-Rollern sind mit zunehmend aggressiver Fahrweise unterwegs. Für uns stellt sich die Frage, wie wir unsere Mitarbeitenden angesichts dessen präventiv schützen können. Schwierig! Wir tun das intern, aber das reicht nicht. Wir müssen an die Öffentlichkeit gehen, um Achtsamkeit gegenüber dem im öffentlichen Raum arbeitenden Personal zu erzeugen.

 

Welche Unfallzahlen gab es bei der Stadtreinigung?

Laut unseres Unfalljahresberichts 2024 gab es insgesamt 1.013 leichte bis schwere Unfälle. Das sind im Durchschnitt drei Unfälle pro Tag – darunter jedoch auch viele Bagatellunfälle. 234 Unfälle waren anzeigepflichtig – zehn Fälle weniger als 2023. Eine Anzeigepflicht besteht, wenn ein Unfall jeweils einen Ausfall von mehr als drei Kalendertagen nach sich zieht. Die meisten solcher Unfälle gab es bei gewerblich Beschäftigten im Alter von 25 bis 29 Jahren. Tödliche Unfälle hatten wir glücklicherweise nicht. Der letzte tödliche Unfall passierte 2018. Grundsätzlich muss man natürlich bedenken, dass unsere Dienstleistungen sehr personalintensiv sind und die Häufigkeit dazu in Relation gesehen werden sollte.

 

Was ergaben Unfalluntersuchungen? Was sind erfahrungsgemäß bei Ihnen die Hauptgefährdungen für Unfälle? 

Stolpern, Umknicken, Ausrutschen, Stürzen – das sind die Hauptgefährdungen. Diese Gefahren gingen mit sechs Prozent leicht zurück. Generell zeigten die Unfalluntersuchungen unserer Fachkräfte für Arbeitssicherheit, dass die Unfälle sowohl individuelle als auch organisatorische Ursachen haben. Sicherheitsvorkehrungen und Schulungen, Sensibilisierung und Prävention haben positive Effekte auf Unfallzahlen und bleiben weiterhin wichtig.

 

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der UK Nord?

Mit der UK Nord sind wir in regelmäßigem Kontakt. Seit 2023 erfolgen Unfallmeldungen über unser internes Meldeportal digital. Vorher lief das noch auf dem Papierweg. Wir haben also einen engen Austausch und wenn wir Unterstützung brauchen, bekommen wir sie. 

 

Fra­gen?

Die UK Nord ist erreichbar unter:

Kiel: 0431 6407-0,
Hamburg: 040 27153-0

 

Adrienne Kömmler, freie Journalistin, München

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